Es braucht Fleiss, Willen und Geduld, einen Betrieb zu übernehmen

Mit Simon Heeb geht die Heeb Interior Design AG in die dritte Generation. Dietmar Heeb freut sich, dass der Betrieb, der einst von seinem Vater gründet wurde, auch in Zukunft von der Familie geführt wird.

Die dritte Generation ist am Werk

Herr Heeb, die Heeb Interior De­sign AG wurde 1954 von Ihrem Grossvater in Ruggell gegründet. Mit Ihnen als junger Chef ging das Unternehmen nun an die nächste Generation über.

Simon Heeb (3. Generation), Inhaber der Heeb Interior Design AG: Ja, stimmt. Ich bin die dritte Generation, die nun das Unternehmen leitet. Neni hat einst die Firma gegründet. 1957 sind er und Nana nach der Heirat nach Eschen ge­zogen – Nana wollte nicht nach Ruggell und Neni nicht nach Mauren übersie­deln und somit haben sie sich in der Mitte für Eschen entschieden.

Heute ist euer Geschäft ein Innen­architektur- und Innenausstat­tungsunternehmen. Wie kam es dazu?

Dietmar Heeb (2. Generation), abtreten¬der Inhaber: Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Das war auch immer das Credo der Familie. Mein Vater hat sich damals stark auf Bodenbeläge, Vorhänge und Interieur konzentriert. Damals waren Teppichböden noch ein grosses Thema.
Simon Heeb: Wir haben uns vom Innen¬dekorateur zum Innenausstatter und schliesslich zum Innenarchitekten ent¬wickelt. Heute bieten wir alles aus einer Hand, was unsere Kunden schätzen. Sie haben nur einen Ansprechpartner für die gesamte Inneneinrichtung. Unser Vorteil liegt in der Verbindung von handwerklichem Können mit Kreativi¬tät und Gestaltung. Jedes Projekt ist in-dividuell, und das nehmen wir ernst.

Sie bieten ein breites Spektrum an Dienstleistungen an.

Dietmar Heeb: Wir bieten weiterhin handwerkliche Arbeiten rund um die Innendekoration an – von Bodenbelä­gen über textile Werkstücke bis hin zu technischen Beschattungssystemen. Ausserdem führen wir Möbel und Be­leuchtungen renommierter internatio­naler Hersteller. Mit unserem kreati­ven Team aus acht Mitarbeitern setzen wir alles daran, die Wünsche unserer Kunden zu erfüllen.

Wie kam es zu der Entscheidung, in den Familienbetrieb einzusteigen?

Simon Heeb: Ich bin von klein auf mit dem Geschäft gross geworden und habe mich schon immer mit der Firma verbunden gefühlt. Zuerst entschied ich mich für eine Skisportkarriere, be­vor ich in die Firma eintrat.
Dietmar Heeb: Ich kann mich noch gut erinnern. Meine Frau und ich waren im Tessin in den Ferien, als ein Anruf von Simon kam, er wolle bei mir in die Aus­bildung als Raumausstatter. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich es nicht gut fände, wenn er im eigenen Betrieb die Lehre macht. Allerdings war es schon recht spät, eine andere Stelle zu finden, weil auch die Berufsschule schon mit dem neuen Schuljahr gestartet hatte.  Gemeinsam mit 100pro! von der Wirt­schaftskammer fanden wir dann aber doch noch eine geeignete Lösung.

Herr Heeb, hilft Ihnen die Erfah­rung als Leistungssportler – zwei­mal nahmen Sie an der Ski-WM teil – im Berufsalltag?

Simon Heeb: Definitiv. Auch im Be­rufsleben will ich weiterkommen und meine gesetzten Ziele erreichen. Es reizt mich, meine Arbeit noch besser zu machen und mich immer wieder an neue Herausforderungen zu wa­gen. Wie auch in der Sportkarriere ist im Berufsleben der Durchhaltewillen gefragt.

Wurde Ihnen je nahegelegt, in die Firma einzusteigen?

Simon Heeb: Nein. Ich liess es mir lange offen, wohin der Weg führen soll. Als die Skisaison 2013 en ­dete, machte ich mir ernsthafte Gedanken über meine Zukunft. Und als ich dann wäh­rend der Sommermo­nate im Familienbe­trieb mithalf, fiel mein Entschluss.

Familienbetrieb heisst in Ihrem Fall, dass alle Familienmit­glieder involviert sind?

Simon Heeb: Mein Bruder Florian hat an der Uni Liechtenstein Architekt Msc studiert und arbeitet Teilzeit auch im Unternehmen. Unsere Mutter Doris ist seit über 35 Jahren in der Fir­ma tätig und hat dabei das Unterneh­men wesentlich mitgeprägt.

Ist es manchmal etwas viel Familie?

Simon Heeb: (lacht) Wir haben uns auch schon umgekehrt gefragt, ob es nicht ein bisschen viel Geschäft ist. Es gibt Gespräche rund um das Unternehmen oft auch während der Mittagszeit und an den Wochenen­den.

Herr Heeb, wie war es für Sie, als Ihr Sohn Ihnen mitteilte, den Be­trieb übernehmen zu wollen?

Dietmar Heeb: Ganz klar: Ich hatte Freude! Gleichzeitig sehe ich es als grosses Glück. Es ist nicht selbstver­ständlich, dass die junge Generation ins Unternehmen einsteigt. Falls es an­ders gekommen wäre, hätte ich dies auch akzeptiert und mich nach einer anderen Lösung umschauen müssen.

Vor allem wie sich Ihre beiden Söhne beruflich ergänzen, finde ich spannend.

Dietmar Heeb: Ja. Sie sind beide talentiert in ihrem je­weiligen Beruf und ergänzen sich miteinander gut. Der Austausch unter diesen beiden Berufsfeldern ist gerade in unserer Branche sehr wichtig.

Was ist Ihre Meinung dazu?

Simon Heeb: Wir haben ein gutes Ver­hältnis untereinander und haben einen intensiven Austausch, damit wir jedes Projekt bestmöglich umsetzen können.
Dietmar Heeb: Wie Simon angespro­chen hat, ist uns der Austausch als Team ganz wichtig. Denn durch Teamarbeit lässt sich eine bessere Qualität des einzelnen Projektes aus­arbeiten, was alleine so nicht möglich wäre.

Gibt es nie Differenzen?

Dietmar Heeb: Natürlich gibt es Mei­nungsverschiedenheiten. Das gehört doch dazu. Wichtig ist bei uns, dass jeder seine Meinung dabei kundtun kann, auch wenn es nicht immer wi­derstandslos abläuft.

Lassen Sie Ihrem Sohn freie Hand?

Dietmar Heeb: Simon hat jetzt den Lead über die Firma und er soll sein Ding machen. Das habe ich seinerzeit auch machen dürfen. Aber klar, es gibt schon Dinge, wo wir unterschiedliche Wesenszüge haben und die Situation anders abwickeln.

Wie lange dauerte der Prozess der Übergabe?

Dietmar Heeb: Ich würde sagen, die Übernahme hat vor etwa drei bis vier Jahren angefangen. Abgeschlossen ist der Prozess auch jetzt noch nicht, aber der Hauptteil ist schon vollzo­gen. Aktuell arbeite ich etwa 80 Pro­zent im Geschäft mit. Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren langsam abzubauen, je nachdem, wie es sich entwickelt, geht es vielleicht schnel ­ler oder es braucht noch etwas mehr Zeit. Für unsere Familie ist es der richtige Ablauf, wie wir es machen.

Was war ausschlaggebend, dass der Prozess in Gang gesetzt wurde?

Dietmar Heeb: Ich habe immer gesagt, mit 60 Jahren will ich wissen, wohin der Weg mit der Firma führt. Will Simon das Geschäft überneh-men oder müssen wir uns anders ori­entieren? Dass er die Ausbildung ab­solviert hat, heisst ja nicht, dass Si­mon auch Interesse an der Firma hat. Es war aber ein guter Anfang, dem glücklicherweise die nötigen Schritte folgten. Es hat schliesslich seine Zeit gebraucht und das war sicher auch nötig.
Simon Heeb: Es passt meiner Meinung nach auch, wie wir es machen. Es ist einfach ein fortlaufender Prozess und passiert nicht mit einem Schlag von null auf hundert. Schlussendlich ist es ja auch das Lebenswerk von Papa und war es auch von Neni.Simon Heeb: Es passt meiner Meinung nach auch, wie wir es machen. Es ist einfach ein fortlaufender Prozess und passiert nicht mit einem Schlag von null auf hundert. Schlussendlich ist es ja auch das Lebenswerk von Papa und war es auch von Neni.

Welchen Ratschlag würden Sie an jemanden geben, der sein Unter­nehmen an die nächste Generation weitergeben möchte?

Dietmar Heeb: Grundsätzlich ist es sicher wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Je früher man sich damit befasst, umso besser. Die meist optimale Lösung ist – falls möglich – eine Lösung in der Familie. Ansonsten braucht es sicher mehr Zeit und eine noch intensivere Planung, um eine ideale Lösung zu finden.

Herr Heeb, was würden Sie jeman­dem empfehlen, der einen bestehen­den Betrieb übernehmen möchte?

Simon Heeb: Es braucht grossen Einsatz, Fleiss, Willen und Geduld. Zudem muss man sich der hohen Verantwor­tung von Organisation, Terminplanung und gegenüber den Mitarbeitern be­wusst sein. Aber auch wenn einem das zu Beginn herausfordert, sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Alles braucht seine Zeit. Als Tipp würde ich empfehlen, vielleicht auch auf die ältere Generation zu hören und nicht gleich kontern mit: Nein, ich möchte es jetzt aber so machen. Zuhören, ent­scheiden und dann ausprobieren.

Zu den Personen

Dietmar Heeb hat in der Schweiz eine Ausbildung zum Raumausstatter ge­macht und danach in führenden Firmen in Zürich gearbeitet. Während dieser Zeit nahm er an den Worldskills in Südkorea teil und gewann Bronze. Später legte er die Meisterprüfung in Bern mit Auszeich­nung ab. Mit 24 Jahren kehrte Dietmar Heeb nach Liechtenstein zurück und stieg in die Firma ein.

Simon Heeb hat nach der Sportschule Stams mit Handelsausbildung und sei-ner Skikarriere das Handwerk des Raum­ausstatters gelernt. Danach absolvierte er die vierjährige Ausbildung zum Innen­architekten HF an der IBW in Maienfeld.

Zeitungsunterinterview veröffentlicht bei der Zeitung Liechtensteiner Vaterland am 21.03.2025 mit dem Titel „Es braucht Fleiss, Willen und Geduld, einen Betrieb zu übernehmen“

Das Interview wurde von Nicole Öhri-Elkuch von der Zeitung „Liechtensteiner Vaterland“ geführt.
Bilder von Nils Vollmar
Link: https://www.vaterland.li/liechtenstein/wirtschaft/es-braucht-fleiss-willen-und-geduld-einen-betrieb-zu-uebernehmen-art-593612